Der so genannte Fall Krickeberg (Performance als Film)
bezieht sich auf den in wissenschaftlichen Zeitschriften stattgefundenen
Schlagabtausch von vier Ethnologen im "Dritten Reich".[1]
Dabei handelt es sich um Vertreter zweier Schulen der Ethnologie. Auf der
kulturhistorischen Seite waren Walter Krickeberg und Hermann Baumann beteiligt,
auf der funktionalistischen Richard Thurnwald und dessen Schüler Wilhelm E.
Mühlmann. Die Auseinandersetzung begann mit einer von Krickeberg verfassten
Rezension des "Lehrbuch der Völkerkunde". Sie erschien 1938 in der Zeitschrift
für Ethnologie, heute Zentralorgan der 1936 mit dem Adjektiv Deutschen versehenen
Gesellschaft für Völkerkunde[2].
Krickeberg kritisierte,
das 1937 herausgegebene Lehrbuch wollte zwar - laut eigener Zielsetzung - dem
deutschen Volke dienen, beinhaltete aber auch zwei Kapitel des "nichtarischen"
Ethnologen Leonhard Adam. Zudem erhielte die funktionalistische Theorie einen
Vorzug, deren wichtigster Vertreter Bronislaw Malinowski nach Krickebergs
Worten "ein ausgesprochener Gegner des heutigen, nationalsozialistischen
Deutschlands" war. Krickebergs Kritik war
damit explizit politisch ausgerichtet, denn sein Rekurs auf den Antisemitismus
und auf Loyalität zur nationalsozialistischen Politik wurde von ihm nicht mit
den Artikeln des Lehrbuchs in Verbindung gebracht, sondern mit Personen. Dessen
denunziatorische Natur macht den anschließenden Ton und die Vehemenz der
Gegenangriffe Thurnwalds und Mühlmanns verständlich, ebenso wie die Handlung
Baumanns, eine Entgegnung auf diese vorab an Fachkollegen brieflich zu
versenden[3].
Der in der Performance
aufgeführte Schlagabtausch zwischen Krickeberg, Mühlmann und Thurnwald ist ein
Lehrstück zur Ethnologie im Nationalsozialismus. Es ist, wie Timm es ausdrückt,
das "dunkelste Kapitel in der deutschen völkerkundlichen Wissenschaft"[4].
Exemplarisch verweist der Fall Krickeberg darauf, dass die Ethnologie im "Dritten
Reich" keinesfalls eine Disziplin ist, die in einer Nische überlebt hat und
"unbefleckt" von deutschen Staatsverbrechen blieb. Vielmehr zeigt sich, wie
diese von erheblichen Teilen der Bevölkerung mitgetragen wurden, auch und
gerade von WissenschaftlerInnen, die dank ihres symbolischen Kapitals eine hohe
legitimatorische Kraft in der Gesellschaft besitzen. Ihre Identität und
Konformität mit den zentralen Idealen des NS, ihr wissenschaftliches Zuarbeiten
zur NS-Ideologie, ihr Schweigen gegenüber der Benachteiligung und Verfolgung
politisch Andersdenker oder "rassisch" klassifizierter KollegInnen hat das "Dritte
Reich" mit getragen, in der eigenen Praxis deutschen Herrenmenschentums aktiv
mit erhalten.
In dieser
scheinbar wissenschaftlichen Auseinandersetzung ging es um die politische
Gesinnung und Loyalität gegenüber dem "Dritten Reich", der sich die Beteiligten
vergewisserten und anderen gegenüber anzeigten. Sie aktivierten den Appellgehalt
der herrschenden politischen Norm, auch WissenschaftlerInnen sollten in ihrer
Arbeit nationalsozialistischen Idealen gerecht werden, um der zu schaffenden
"Volksgemeinschaft" zu dienen. Die deutlich werdende Selbstverständlichkeit von
Antisemitismus und "arischer" Überlegenheit erneuert und erhält auf diese Weise
die Objektivität der nationalsozialistischen Ordnung.
Wissenschaftliche
Arbeit kann keine persönliche oder apolitische Angelegenheit sein, da "das
gedruckte Wort immer auch Beteiligung am öffentlichen Leben bedeutet - ob der
Autor es nun will oder nicht, es weiß oder nicht"[5].
Insofern zeigt der Fall Krickeberg, dass wissenschaftliche Arbeit nicht nur durch
gesamtgesellschaftliche Machtverhältnisse mit bestimmt wird, sondern diese mit gestaltet
und aktiv trägt. Alle Beteiligten subsumierten ihre Arbeit aktiv unter die politische
Direktive eines schon 1933 offenkundig verbrecherischen Regimes. Erzwungene
Emigrationen, Folterungen, Ermordungen und die zunehmende Entrechtung politischer
GegnerInnen, noch mehr jene von als jüdisch klassifizierten deutschen
StaatsbürgerInnen ließen keinen Zweifel an der angestrebten revolutionären
Umgestaltung des deutschen Staates.
Daher handelt
es sich beim Fall Krickeberg nicht um eine unter politischen Aspekten
versteckte persönliche Auseinandersetzung.[6]
Diese Interpretation reduziert die politische und gesellschaftliche Wirkung des
Falls Krickeberg auf eine rein individuelle Angelegenheit. Im Gegenteil handelt
es sich hier um eine vordergründig persönlich-wissenschaftliche Polemik, die
politisch ist. In ihrem Vorstoß zur wechselseitigen Diskreditierung, Verleumdung
und Denunziation sind sicherlich auch Karrieregründe von Bedeutung, befand sich
doch die damalige Ethnologie im Übergang von mehrheitlich historischen
Forschungen zu den international, gerade in Frankreich und Großbritannien betriebenen
funktionalistischen Studien.
Doch Konkurrenz
um rare Posten oder Kämpfe um eine mögliche Vorherrschaft eigener
wissenschaftlicher Anschauungen allein vermag den Fall Krickeberg nicht zu erklären,
denn beides ist immer schon Grundzug wissenschaftlicher Existenz gewesen. Die
im Fall Krickeberg dokumentierte Synthese persönlicher, wissenschaftlicher und politischer
Aspekte verdeutlicht, dass jede Abtrennung der Wissenschaft von spezifischen politischen
Prozessen willkürlich ist. Erst der eigene Wille zur politischen Teilhabe an
der nationalsozialistischen Utopie einer neuen Gesellschaft erklärt, wieso die beteiligten
Akteure mehr taten als nötig und weniger unterließen als möglich.
Wieso sonst
hatte es Krickeberg nötig, die scheinbar jüdische Identität Adams zu erwähnen,
wenn es ihm nur um wissenschaftliche Fragen ging? Wieso mussten Thurnwald und
Mühlmann ihre politische Integrität hervorkehren, wenn ihre wissenschaftliche
Arbeit angegriffen wurde? Wieso fand keiner der Beteiligten, vor allem
Thurnwald und Mühlmann nicht, die der inkriminierten funktionalistischen Schule
angehörten, ein zumindest verhülltes Wort des Bedauerns, dass ihr Kollege Adam entrechtet
wurde, seine Arbeit aufgeben und das Land verlassen musste? Insbesondere das
Schweigen Thurnwalds, der seinerzeit berühmteste deutsche Ethnologe, ist
keinesfalls Zeichen von Anpassung, die sich mit dem Verweis auf die
Notwendigkeit sozialen Überlebens erklären lässt. Hier würde davon abgesehen,
dass Thurnwald lange vor 1933 z. B. rassenhygienische Vorstellungen vertrat und
förderte, die die Vernichtung "Anderer" ideell und logistisch mit ermöglichte.[7]
Auch 1938 war
es nicht zwangsläufig nötig, offen zu kollaborieren. Vielleicht können wir erst
heute das volle Ausmaß der Handlungsmöglichkeiten aushalten, um uns schmerzhaft
bewußt zu werden, dass die Rede vom Befehlsnotstand oder unumgänglichen Handlungszwängen
im "Dritten Reich" meist der Legitimation des damaligen Handelns der
"Volksgenossen" diente und als ethnographische Beschreibung der NS-Gesellschaft
kaum zutrifft. An die freiwillige, aktive Partizipation der großen
Bevölkerungsmehrheit am NS-Staat zu erinnern, fällt schwer. Das mit dem "Dritten
Reich" verbundene Grauen ließe sich leichter aushalten, wenn es auf einige
wenige pathologische Figuren reduzierbar wäre, die die Mehrheit zur Handlung
gezwungen hätten. Das "Böse", die Aggression, die im Fall Krickeberg
ersichtlich ist, erinnert uns an das Unheimliche in uns - wie würden wir
reagieren, wenn unsere Aggression gegen Einzelne und Gruppen zur vollen
Entfaltung kommen darf, ohne Angst vor Vergeltung, nein, mit Hoffnung auf
Anerkennung und Auszeichnung?[8]
Der Fall
Krickeberg ermöglicht im mikroskopisch Kleinen deutscher Gesellschaft im "Dritten
Reich" allgemeinere Prozesse wahrnehmen zu können. Die in der Handlung
erfolgende Identifikation mit dem deutschen Faschismus, die offene, explizit
antisemitische ebenso wie chauvinistische Haltung verweist auf gesamtgesellschaftliche
Machtverhältnisse, an denen die Beteiligten freiwillig partizipiert haben. Niemand
hat sie gezwungen, ihre Konformität performativ in wissenschaftlichen, d. h. in
nicht gerade vielgelesenen Zeitschriften anzuzeigen und ihre jeweiligen Gegner
zu diskreditieren, damit einen Wettkampf um politische Identifikation mit den
Idealen des NS beginnend, die die Beteiligten ideell mit vorbereitet haben und
in ihrer fortgeführten wissenschaftlichen Arbeit mit erhielten.
Alle Beteiligten
zeigen Denkzüge einer generativen Ethik[9]
,
die die rassische Gesundheit des kollektiven deutschen "Volkskörpers" in den Vordergrund
stellte und daher Individuen treffende rassenhygienische Maßnahmen wie die
Nürnberger Gesetze von 1935 begünstigte. Sie haben vor und im "Dritten Reich"
mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit dazu beigetragen, in der Bevölkerung der zentralen
Idee eines Volkskörpers - mit Bildern krankmachender Elemente und deren
rassenhygienischer Bekämpfung - den Status objektiven Wissens zu verschaffen,
das politische Projekt in ein natürliches wandelnd[10].
Durch die Zustimmung jener Personengruppe, die dem objektiven Wissen
verpflichtet ist, gewann nationalsozialistische Politik an subjektivem Zwang.
Erst Ende der
1980er Jahren rückte die empirische Erforschung des Holocaust in den Vordergrund.
Die individuelle Teilnahme auf unterster Ebene wurde beleuchtet, auf der Ebene
einfacher Soldaten und BürgerInnen, wodurch die Bedeutung von Ideen, die die
TäterInnen zu Ausgrenzung, Diskriminierung und Mord motivierten, wahrgenommen
werden konnte.[11] Damit ist
nun hinsichtlich der nationalsozialistischen Gesellschaft eine Neubewertung der
Bedeutung jener Personen möglich, die Ideen eigener rassischer Überlegenheit, eines
notwendig zu erobernden Lebensraumes und rassenhygienischer Maßnahmen, die von
der Entrechtung über Deportation bis zur Vernichtung reichten, wissenschaftlich
förderten.
Der Fall
Krickeberg gibt aber auch ein hervorragendes Beispiel, wie in der Gegenwart die
damalige Praxis der Ethnologen interpretiert wird: Er stellt einen
Rorschachtest für InterpretInnen der Ethnologie im "Dritten Reich" dar. Hans
Fischers Pionieruntersuchungen dieses jahrzehntelang gemiedenen Themas sind apologetische,
denn keiner der untersuchten Ethnologen war ihm zufolge ein Nationalsozialist
im Sinne aktiver Teilhabe am "Dritten Reich". Sie waren in unterschiedlichen
Kombinationen antisemitisch, antidemokratisch, antimarxistisch, deutschnational,
militaristisch, autoritär usw., doch eine wiederkehrende These ist: keiner war
ein Nazi, keiner hat aktiv die NS-Regierung unterstützt oder gar zum zentralen
Verbrechen des deutschen NS-Staates, dem Holocaust, beigetragen.
Mit Recht hat uns
Hans Fischer darauf verwiesen, unsere Ahnen nicht selbstgerecht zu
beschuldigen, Anpassungszwänge und die schlichte Gefahr für das eigene Leben
vorschnell auszublenden. Doch nie fragt sich Fischer, wie es sein kann, dass es
nicht einen von nationalsozialistischen Idealen überzeugten Ethnologen gab, obwohl
Hitler 33,1% der Stimmen in der letzten freien Wahl Ende 1932 erhielt und seine
Popularität gerade nach dem "Anschluß" Österreichs im März 1938 stetig zunahm.
Schon demographisch betrachtet wäre eine solche Lage überraschend, zumal der damalige
Lehrkörper weitaus konservativer war - Sozialisten auf Kathedern waren selten -
als es heute noch der Fall ist. Seit den 1990er Jahren mehren sich stetig Arbeiten,
die Fischers Befunde vehement kritisieren. Aber erst Gingrichs Arbeit von 2005 etabliert
den Antipoden zu Fischers Interpretation. Deren radikaler Antagonismus verdeutlicht
sich in der Wahrnehmung Mühlmanns: Für Fischer ist er im "Gegensatz zu zwar
landläufiger, aber deshalb nicht unbedingt richtiger Meinung ... kein Anhänger
der Nationalsozialisten [gewesen], jedenfalls nicht über die ersten Jahre
hinaus"; dagegen behauptet Gingrich, Mühlmann "may well be considered
anthropology's Holocaust ideologist".[12]
Solche
konträren Interpretationen trotz gleicher empirischer Ausgangslage verweisen
auf die Bedeutung von Erkenntnisinteressen, darauf, dass auch gegenwärtige
wissenschaftliche Arbeit in gesamtgesellschaftlichen Machtverhältnissen stattfindet.
Daher hat Fischer in der Tat recht: Es ist sinnlos, unsere Ahnen zu
kritisieren, um uns selbstgerecht auf die Schultern zu klopfen und uns von
ihren Zielen, Praktiken und Haltungen säuberlich abzugrenzen. Der Fall
Krickeberg verweist letztlich auf die eigene Haltung gegenüber Gesellschaft und
wissenschaftlicher Arbeit, denn sie ist es, die die Interpretation mit bestimmt.
Der Fall
Krickeberg ist ein Lehrstück zur Ethnologie im Nationalsozialismus, das uns die
Praxis im "Dritten Reich" im mikroskopisch Kleinen zeigt und uns, durch die
historische Distanz verfremdet, über unsere Gegenwart erzählt.
Für konstruktive Kritik und Kommentare danke ich
Ulrike Capdepón, Noreen Dassau und Jürgen Jensen.
Hamburg, 9.10.2006
Literatur
[1]
Krickeberg, Walter: Lehrbuch der Völkerkunde. Hrsg. von Konrad Th. Preuß. Stuttgart 1937 (Rezension).
In: Zeitschrift für Ethnologie 69, 1937:464-466 (erschienen 1938);
Mühlmann, Wilhelm E.: Entgegnung auf die Besprechung des "Lehrbuchs der Völkerkunde".
In: Archiv für Anthropologie und Völkerforschung 24, 1938:298-300;
Thurnwald, Richard: Zur persönlichen Abwehr. In: Archiv für Anthropologie und Völkerforschung 24,
1938:300-302;
Krickeberg, Walter: Abwehr. In: Zeitschrift für Ethnologie 70, 1938:119-123 (erschienen 1939);
Baumann, Hermann: Richtigstellung. In: Zeitschrift für Ethnologie 70, 1938:123-124
(erschienen 1939).
Die umfassendsten Diskussionen des Falls Krickeberg finden sich in folgenden Arbeiten:
Braun, Jürgen: Eine deutsche Karriere. Die Biographie des Ethnologen Hermann Baumann (1902-1972).
München 1995;
Díaz de Arce, Norbert: Plagiatsvorwurf und Denunziation. Untersuchungen zur Geschichte der
Altamerikanistik in Berlin (1900-1945). Digitale Dissertation. Berlin 2005
(http://www.diss.fu-berlin.de/2005/96/index.html);
Fischer, Hans: Völkerkunde im Nationalsozialismus. Aspekte der Anpassung, Affinität und
Behauptung einer wissenschaftlichen Disziplin. Berlin 1990;
Kisch, Egon Erwin: Mexikoforschung bei den Nazis. In: Die Weltbühne 2, 15. April 1947:321-325.
[2]
Hauschild, Thomas: Völkerkunde im "Dritten Reich". In: Gerndt, H. (Hg.):
Volkskunde und Nationalsozialismus. München 1989:245-259, S. 248 (zuerst 1987).
[3]
Baumanns Brief datiert vom 15.
September 1938. Er begründet seine Sendung im Anschreiben damit, dass "mir eine
öffentliche Erwiderung in einer Zeitschrift so schnell nicht möglich ist",
weshalb er "wenigstens die engere Kollegenschaft über meine Stellungnahme zu
den völlig grundlosen Verdächtigungen unterrichten [möchte]". Der Brief enthält
eine zehnseitige, mit Schreibmaschine angefertigte Anlage, die den Titel
"Stellungnahme zum Artikel 'Zur persönlichen Abwehr' von Prf. [sic] Dr. Thurnwald
im 'Archiv für Anthropologie'. Neue Folge." trägt. Der Brief und die Anlage
sind als Kopie in der Bibliothek des Instituts für Ethnologie an der
Universität Göttingen und des Instituts für Ethnologie an der Universität
Hamburg einsehbar.
[4]
Timm, Klaus: Richard Thurnwald: "Koloniale Gestaltung" - ein "Apartheids-Projekt" für
die koloniale Expansion des deutschen Faschismus in Afrika. In:
Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 18, 1977:617-649, S. 641f.
[5]Galeano,
Eduardo: Zehn geläufige Irrtümer oder Lügen über Literatur und Kultur in
Lateinamerika. In: Quetzal 12/13, 1995:2-5, S. 5.
[6]In seinem apologetischen Entwurf
der Ethnologie im NS schreibt Fischer (a.
a. O., S. 66, 67), dass im Fall Krickeberg "ganz offenbar wissenschaftliche und
persönliche Differenzen ... auf eine politische Ebene verlagert werden. Die Frage
der politischen Zuverlässigkeit ist gar nicht von primärem Interesse, sondern
nur Mittel zum Zweck in einem wohl überwiegend persönlich motivierten
Schlammkampf. ... dieser Austausch [ist] eher durch persönlich miese Züge
gekennzeichnet, als wirklich politische Positionen".
[7]
Beispielsweise wurde die Dissertation
Eva Justins - Assistentin Robert Ritters in der Rassenhygienischen
Forschungsstelle des Reichsgesundheitsamtes - von Thurnwald mit betreut und mit
"sehr gut" benotet. Deren Gutachten "rassischer" Klassifikation von Sinti und
Roma kamen etwa im Konzentrationslager zur technischen Anwendung. Vgl.:
Dostal, Walter: Silence in the darkness: an essay on German ethnology during
the National Socialist period. In: Social Anthropology 2/3, 1994:251-262, S.
251, 254;
Gingrich, Andre: German anthropology during the Nazi period: complex scenarios of collaboration,
persecution, and competition. In: Barth, F., ders., R. Parkin, S. Silverman: One discipline, four ways:
British, German, French, and American anthropology. Chicago 2005:111-136, S. 121ff.;
Petermann, Werner: Deutsche Siebungen:
die ethnosoziologische Synthese. In: ders.: Die Geschichte der Ethnologie.
Wuppertal 2004:764-795, S. 771f., 782ff.;
Zimmermann, Michael: Feindschaft gegen Fremde und moderner Rassismus: Robert Ritters
'Rassenhygienische Forschungsstelle'. In: Bade, K. J. (Hg.): Deutsche im
Ausland - Fremde in Deutschland. München 1993:333-344, S. 339, 341.
[8]Erdheim,
Mario: Die Wissenschaften, das Unbewusste und das Irrationale. Vier Tendenzen
im ethnologischen und psychiatrischen Denken. (teilweise zuerst 1981) In:
ders.: Psychoanalyse und Unbewußtheit in der Kultur. Frankfurt a. M.
1994:15-28, S. 27f.;
Mitscherlich, Alexander, Margarete Mitscherlich: Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens. München 1998, S.
28-32, 272f. (teilweise zuerst 1967);
Theweleit, Klaus: Interview: Killing for desire. (zuerst 1996) In: Shandley, R. R. (Hg.):
Unwilling Germans? The Goldhagen debate. Minneapolis 1998:211-216, S. 212f.
[9]
Byer, Doris: Zum Problem eindeutiger Klassifikation. Diskursanalytische Perspektiven
der Forschungen über Völkerkunde und Nationalsozialismus. In: Hauschild, T.
(Hg.): Lebenslust und Fremdenfurcht. Ethnologie im Dritten Reich. Frankfurt a.
M. 1995:62-84, S. 75ff.
[10]
Vgl. Zmarzlik, Hans-Günter: Der Sozialdarwinismus in Deutschland
als geschichtliches Problem. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 11,
1963:246-273. S. 250f., 267ff.
[11]
Vgl. Herbert, Ulrich: Der Historikerstreit. Politische, wissenschaftliche,
biographische Aspekte.
In: Sabrow, M., R. Jessen, K. Große Kracht (Hg.): Zeitgeschichte als Streitgeschichte.
Große Kontroversen seit 1945. München 2003:94-113, S. 99, 104, 109.
Frei, Norbert: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der
Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit. München 1997, S. 403-406 (zuerst
1996).
Beispiele der erwähnten Studien sind etwa:
Browning, Christopher R.: Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die "Endlösung"
in Polen. Neuausgabe. Reinbek 1999 (teilweise zuerst 1992);
Diewald-Kerkmann, Gisela: Politische Denunziation im NS-Regime oder Die kleine Macht der
"Volksgenossen". Bonn 1995;
Goldhagen, Daniel J.: Hitlers willige Vollstrecker. Berlin 1998 (zuerst 1996);
Heer, Hannes: "Hitler war's". Die Befreiung der Deutschen von ihrer Vergangenheit.
Berlin 2005.
Zur Bedeutung ideeller Traditionen bzw. ihrer im NS erfolgenden Radikalisierung s.
insbes.:
Baier, Lothar: Volk ohne Raum. In: ders.: Volk ohne Zeit. Essay über das eilige
Vaterland. Berlin 1990:30-42;
Hamann, Brigitte: Rassentheoretiker und Welterklärer. In: dies.: Hitlers Wien.
Lehrjahre eines Diktators. München 1998:285-336 (zuerst 1996);
Heuser, Marie-Luise: Antimodernismus und "negative Bevölkerungspolitik".
Der Zusammenhang von "Konservativer Revolution" und Eugenikbewegung. In: Eickhoff, V., I. Korotin (Hg.): Sehnsucht nach
Schicksal und Tiefe. Der Geist der Konservativen Revolution. Wien 1997:55-79;
[12]
Volkov, Shulamit: Antisemitism as a cultural code. Reflections on the history
and historiography of antisemitism in Imperial Germany. In: Leo Baeck Institute
Yearbook 23, 1978:25-46;
Zmarzlik, Hans-Günter, a. a. O.
Fischer, Hans: Völkerkunde in Hamburg 1933 bis 1945. In: Krause, E., L. Huber, H.
Fischer (Hg.): Hochschulalltag im "Dritten Reich". Die Hamburger Universität
1933-1945. Berlin 1991:589-606, S. 591;
Gingrich, Andre, a. a. O., S. 134.
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